Puppen mit Charakter
Im Sommer 2023 durfte das Deutsche Spielzeugmuseum Teile des Nachlasses der Puppenspezialistin Antje Lode aus Berlin übernehmen. Ihre Sammlung seltener Charakterpuppen der Firma Kämmer & Reinhardt aus Waltershausen dürfte in ihrer Qualität einzigartig in Europa sein. Die Puppen aus der Zeit von 1909 bis 1913 stehen in direkter Nachfolge der Münchner Puppenreform, aus der nur in Sonneberg eine größere Zahl an Unikaten erhalten ist. Zusammen mit frühen Werken von Käthe Kruse stellt dieser Teil der Lebensreformbewegung ein Alleinstellungsmerkmal dar, den die Sammlung Lode perfekt ergänzt.
Antje Lode hatte im Jahr 2009 eine Monographie zum Thema veröffentlicht und eine Sonderausstellung am Deutschen Spielzeugmuseum kuratiert. In ihren umfangreichen Forschungen deckte sie die Zusammenarbeit von Kämmer & Reinhardt und dem Berliner Bildhauer Arthur Lewin-Funcke auf. Als Modelleur setzte dieser die Reformidee für die industrielle Serienproduktion um und schuf ausdrucksstarke Puppengesichter nach dem Vorbild lebender Kinder.
Die Schenkung umfasst 33 Puppen, acht Skulpturen sowie Forschungsmaterial und Fachliteratur. Zusätzlich erhielt das Museum eine Geldspende, um im Lesesaal der Bibliothek das Antje-Lode-Archiv „Kunst und Puppe“ einzurichten. Die Charakterpuppen zogen in die Dauerausstellung ein. Gemäß dem letzten Wunsch von Antje Lode wird ihre wissenschaftliche Arbeit nun im Deutschen Spielzeugmuseum bewahrt und öffentlich zugänglich gemacht. Am 09. Mai 2024 wurde beides im Beisein der Erben feierlich eingeweiht.